Wie genau läuft eine jüdische Hochzeit ab und wo liegen überhaupt die Unterschiede zu einer christlichen Trauung?

Hochzeitslocation in ganz Deutschland finden

Hochzeiten sind aufregend und schön, die Vorbereitungen aber oft auch ziemlich anstrengend. Ganz egal welcher Religion man angehört, die Suche nach der Hochzeitslocation, dem perfekten Kleid, der richtigen Dekoration und die Organisation der Hochzeitsfeier reichen garantiert aus, um jedes Brautpaar an seine nervlichen Grenzen zu bringen.

Jüdische Hochzeitstraditionen sollen daher dafür sorgen, dass das Paar sich auf die eigentliche Zeremonie und den heiligen Bund der Ehe konzentriert und sich nicht zu sehr vom Trubel drumherum ablenken lässt. Das heißt allerdings nicht, dass eine jüdische Hochzeit nicht ausgiebig und ausgelassen gefeiert wird und ihrem Ruf damit alle Ehre macht.

Ganz egal, ob es sich beim Brautpaar um streng orthodoxe Juden handelt oder um diejenigen, die der Religion eher entspannt gegenüber stehen, Jahrhunderte alte Bräuche und Traditionen dürfen auf keiner jüdischen Hochzeit fehlen und machen sie so zu etwas ganz Besonderem.

Der auserwählte Tag für die jüdische Hochzeit

Ganz so leicht ist es nicht, für die jüdische Hochzeit den passenden Tag zu finden, denn aus religiösen Gründen kommen einige Tage dafür nicht in Frage. So darf zum Beispiel nicht an einem Samstag, dem Shabbat, geheiratet werden, denn dieser gilt als der Tag der Ruhe. Außerdem ist es verboten, in den sieben Wochen zwischen den Feiertagen Pessach (Auszug aus Ägypten) und Schawuot (Wochenfest) zu feiern – dies gilt als Zeit der Trauer. Auch zwischen Rosch ha-Schana (Neujahr) und Jom Kippur (Tag der Versöhnung), der Zeit der Besinnung, wird auf keinen Fall geheiratet. Da außerdem die meisten jüdischen Trauungen traditionell draußen stattfinden, ist man gerade in nördlicher gelegenen Ländern mehr oder weniger dazu gezwungen, im Sommer zu feiern – was die meisten Paare sowieso bevorzugen dürften. Der große Vorteil bei jüdischen Hochzeiten ist, dass sie überall stattfinden können. So sind bei Hochzeiten am Strand oder in verwunschenen Gärten der Romantik keine Grenzen gesetzt.

Die jüdische Trauung

Jüdische Eheschliessungen finden immer unter einer sogenannten Chuppah, einem verzierten Hochzeitsbaldachien aus Samt oder Seide, statt. Die Chuppah soll das erste gemeinsame Dach des Paares symbolisieren und wird meist aufwendig mit Blumen geschmückt. Die Braut und der Bräutigam werden, anders als bei christlichen Trauungen, jeweils von zwei verheirateten Frauen bzw. Männern zur Chuppah geführt. Meist handelt es sich hierbei natürlich um die Eltern des Brautpaares. Auf dem Weg zur Chuppah muss die Braut verschleiert sein, bis der Bräutigam später den Schleier heben darf.

Der Rabbiner tritt hinzu und spricht den Segen über einen mit Wein gefüllten Becher, aus dem das Brautpaar dann trinkt.

Anschliessend steckt der Bräutigam der Braut einen Ring an ihren rechten Zeigefinger und spricht ebenfalls einen Segen. Bei vielen Trauungen gibt die Braut dem Bräutigam als gleichberechtigte Partnerin ebenfalls einen Ring, dies ist allerdings kein Muss, aber eine schöne Symbolik. Nun kommt noch ein ganz wichtiger Teil der Zeremonie – der Ehevertrag. Er enthält die Versprechen, die der Mann seiner Frau mit dem Bund der Ehe macht. Dazu gehören sowohl die emotionalen, als auch die physischen Bedürfnisse einer Frau, die der Mann ab nun achten und erfüllen muss. Der Vertrag, meist handgeschrieben und verziert, wird von dem Brautpaar und den Trauzeugen unterschrieben und der Rabbiner spricht die Schewa Berachot, die sieben Segensprüche, die von der Bedeutung des Zusammenlebens und der gemeinsamen jüdischen Zukunft handeln.

Scherben bringen Glück

Wie viele bestimmt hier und da schon mal gehört haben, wird die jüdische Trauung damit beendet, dass der Bräutigam ein Glas zertritt – aber warum?

Das zerbrochene Glas soll zum einen an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem 70 nach Christus erinnern, zum anderen aber auch an die vielen Male, die Männer und Frauen durch Krieg und Gewalt getrennt wurden und das Leid, das Israel in der Vergangenheit ertragen musste. Hauptsächlich aber ist es als Symbolik für Glück zu verstehen, daher leitet sich nämlich auch das heute gebräuchliche Sprichwort „Scherben bringen Glück“ ab.

Mit dem zerbrochenen Glas ist die Zeremonie beendet und man bewirft das Brautpaar, genau so wie in vielen anderen Religionen, mit Reis als Zeichen der Fruchtbarkeit.

Mazal Tov!

Nach der Trauung kann es mit der ausgelassenen Feier dann endlich losgehen. Man wünscht dem Brautpaar Mazal Tov (Viel Glück), isst trinkt und tanzt bis in die frühen Morgenstunden. Das Brautpaar wird auf Stühlen hochgehoben und zur Musik durch den Saal getragen und, was auf einer jüdischen Feier auf gar keinen Fall fehlen darf, ist das sogenannte Hora-Tanzen. Dabei tanzen alle Hochzeitsgäste in einem großen Kreis – dass man irgendwann seinen schwitzenden Cousin, die etwas langsamere Oma oder jemand ganz fremden an der Hand hält, gehört zu einer guten Hora definitiv dazu. Da die Familie – die „Mischpoche“ – im jüdischen Leben eine ganz große Rolle spielt, findet man auf allen Festen, besonders auf Hochzeiten, vom Neugeborenen bis zum uralten Großvater jedes Familienmitglied, was oft den ganz besonderen Charme so einer Feier ausmacht.

 

Wer feiert denn alles so „auf jüdisch“?

 Natürlich feiern auch viele Celebrities eine jüdische Hochzeit. Adam Sandler und Jackie Titone heirateten in Malibu jüdisch und auch Drew Berrymore und ihr Ehemann hatten eine kleine, traditionell jüdische Zeremonie. Neben Ivanka Trump nahmen auch Natalie Portman und Anne Hathaway ihre Partner bei einer jüdischen Trauung zum Ehemann, nachdem sie oder ihr Partner sogar zuvor den jüdischen Glauben angenommen haben. 

Quelle: https://pixabay.com/de/h%C3%A4nde-brautpaar-ringe-heiraten-3132442/

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